Burma Trip 2003

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Die Kapitel dieses Reiseberichtes:
Kyaing Tong | Inle Lake | Overland | Pyay | Ngapali | Slowboat | Mrauk U | Yangon
 

MRAUK U, AM ZIEL MEINER REISE

Mi, 3. Dez - Boot nach Mrauk U

Um sechs Uhr gib's Frühstück an einem kleinen Tischchen direkt vor der Rezeption, nachdem ich im Licht meiner Taschenlampe den Rucksack gepackt habe. Eine halbe Stunde später bringt mich ein Trishaw für 300 Kt zum Hafen. Über dem Wasser liegt noch Nebel. Die aufgehende Sonne taucht die ganze Szene ich ein traumhaftes Licht. Auf dem kleinen Boot stehen zwei Liegestühle auf dem hinteren Teil des Decks. Einer davon ist jetzt meiner. Später kommen noch zwei weitere Traveler, Angelika und Albert aus Ulm. Gegen elf gibts ein zweites Frühstück, als wir zu einem Dorf in einen Seitenarm des Flusses hineinfahren. Nach etwa 20 Minuten Pause geht es weiter, die Landschaft ist jetzt wenig spektakulär. Erst kurz vor Mrauk U wird der Fluss deutlich schmaler. Gegen vier Uhr sind wir endlich da. Ein Trishawfahrer, vom Prince GH geordert, wartet schon auf mich. Er wird aber nicht vom Guesthouse bezahlt. Es geht sofort los. Wir fahren durch den kleinen, um diese Zeit recht quirligen Ort, immer die Hauptstrasse entlang. Autos gibt es sogut wie keine, dafür reichlich Fussgänger, Ochsenkarren und Fahrräder. Ich inspiziere mein Zimmer. Toll ist es nicht, aber das Guesthouse liegt in einem schönen Garten. Ich werde erstmal eine Nacht hierbleiben, auf grosse Zimmersuche habe ich jetzt keine Lust.

Direkt im Resort nebenan beginnt ein kleiner Pfad auf den Hügel rauf. Dort oben steht ein Stupa, sicher ist das ein guter Platz für den Sonnenuntergang. Hier treffe ich, wie könnte es anders sein, auf eine deutsche Studiosus Reisegruppe. Nein, nicht schon wieder solche Deppen. Die Gespräche, die ich mit anhören muss, sind oberpeinlich. Warum muss man sich an solch einem Platz darüber unterhalten, welches Kleid man nächste Woche auf die Weihnachtsfeier zuhause anzieht?

Die Aussicht hier oben über die vielen Hügel und noch mehr Stupas ist genial. Ich verlasse nach Sonnenuntergang als Letzter die Pagode und nehme den anderen Weg, der direkt zur "City" führt. Ich laufe durch ein kleines Dorf. Überall nette Leute und ab und zu ein "bye bye" von kleinen Kindern. Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt, dass man sich hier immer mit "bye bye" grüsst, auch wenn man gerade kommt. An der Hauptstrasse treffe ich Angelika und Albert im Dandywady Restaurant und esse mit ihnen. Danach gehe ich noch mit zum Royal City Guesthouse, wo die beiden wohnen. Das Eckzimmer in der ersten Etage ist schön, ich reserviere es für morgen. Der Rückweg zu meinem Guesthouse erscheint mir ewig lang, jetzt ist auf der Strasse kaum noch etwas los. Im Zimmer gibt es noch bis 10 Uhr Strom, dann ist der Generator aus. Das Zimmer erweist sich spätestens jetzt als totaler Flop. Es ist kalt, muffig, stinkt nach Abwässern und es gibt viele Moskitos. Aber keine von ihnen kommt durch mein Netz, ätsch.


Do, 4. Dez - Mrauk U

Frühstück soll es auf meiner Terrasse geben, aber dort ist noch lange keine Sonne. Also bleibe ich noch ein Stündchen im Bett, bis etwa um sieben. Ich packe alles zusammen, frühstücke und bezahle. Mit einem Trishaw fahre ich zum Royal City Guesthouse (Foto), wo mein Eckzimmer bereits wartet. Dann geht's los auf Erkundungstour. Ich laufe durch viele kleine Siedlungen am Fluss Richtung Norden und besichtige die eine oder andere Pagode. An einer Wegkreuzung finde ich einen kleinen Nudelsuppenstand. Ich sitze auf einer schmalen Holzbank unter einer Plastikplane, die mich gegen die Sonne schützt. Das kleine Schälchen kostet nur 50 Kt und schmeckt absolut köstlich. Schliesslich find ich etwas weiter östlich das Gebiet mit den grossen Tempelanlagen. Ich setze mich in das kleine Restaurant auf ein Lemon Sparkling und werde prompt von dem 5$-Government-Abkassierer angesprochen. Er zeigt mir sein Buch mit Namen und Passnummern von anderen Touristen sowie den Block mit seinen Tickets. Schön, was habe ich damit zu tun? Ich sitze hier im Restaurant und will mir doch keine Tempel anschauen, oder? Ich erkläre ihm, dass ich ja gar nicht auf seiner Liste stehe und jetzt auch nicht zu zahlen gedenke. Er bleibt noch eine Weile an meinemTisch sitzen, geht dann aber. Ich gehe zurück zum Guesthouse zur Siesta.

Am Nachmittag nehme ich den "Hintereingang" auf das Tempelgelände durch ein kleines Dorf und einen schmalen Pfad über die Hügel. Die Sonne ist schon fast untergegangen, als ich an der Shittaung Pagode bin. 1000 Arbeiter sollen die aus massiven Sandsteinblöcken ohne Mörtel zusammengefügten Mauern der Anlage in nur einem Jahr hochgezogen haben. Ich gehe weiter zur Andaw Pagode, die im 16.Jahrhundert über einer älteren Pagode erbaut wurde. Innen führen zwei Umwandlungspfade zum geschlossenen Kern mit einer Buddhafigur. In den fast stockdunklen Gängen kommen mir viele Burmesen entgegen, von den meisten höre ich nur die Stimmen. Eine unheimliche Atmosphäre, überall links und rechts stehen in den Maueröffnungen Buddhafiguren, die sich vor dem schwachen Licht des Nachbargangs abzeichnen.

Um 19 Uhr treffe ich mich mit Angelika und Albert in einem anderen Guesthouse, wo heute speziell für uns gekocht wird. Wir haben die Frau gestern kennengelernt und sie hat uns angeboten, heute für uns einzukaufen und zu kochen. Wir haben uns für Fisch entschieden. Es könnte ein Barsch sein, auf jeden Fall ist er sehr lecker zubereitet. Dazu gibt es Wasserkresse, Rettichsalat, Gemüsesuppe und Reis. Alles recht gut, wir werden morgen wiederkommen. Pünktlich um 10 Uhr geht auch im Royal City GH das Licht aus. Gegen Mitternacht kommt noch ein Auto und irgendjemand hämmert lange Zeit unten an die Tür.


Fr, 5. Dez - Mrauk U

Um sieben Uhr gehe ich für eine Stunde auf den Markt. Nicht zum einkaufen, sondern zum fotografieren. Ein sehr schöner Markt, typisch für eine kleine Stadt. Früh am Morgen ist hier auch richtig viel los, ich kann gar nicht oft genug durch die vielen enge Gänge laufen. Bei jeder Runde entdecke ich neue Motive. Viele Händlerinnen haben ihre Ware einfach auf dem Erdboden ausgebreitet, da wo gerade noch ein Eckchen frei war. Zwischendurch gibt es immer wieder kleine Suppenküchen, Getränkestände und natürlich das Wichtigste, frische Betelnuss zum Kauen und Cheroots, die burmesischen Zigarren. Schliesslich habe ich doch alles gesehen und ich gehe zurück. Auf meinem Balkon wartet bereits mein Frühstück.

Auf dem Weg in den Tempelbezirk mache ich noch zwei Fotos im Telephone Office. Eigentlich könnte man draussen auch ein Schild "Museum" anbringen, aber hier wird tatsächlich telefoniert. Das Vermittlungspult stammt sicher noch aus Kolonialzeiten. Meine Wanderung nach Norden führt mich durch weitere idyllische Dörfer am Fluss. An einem Tempel wird der Weg sehr schmal und ist kaum noch als solcher zu erkennen. Nach einer Pause kehre ich um und setze meine Tour zum Ka Thaung Tempel fort. Dort sollen etwa 90.000 Buddhafiguren in den Stein gemeisselt sein. Ich laufe über schmale Pfade entlang an kleinen Bächen, vorbei an einfachen Häusern, Feldern, Tempeln. Einige kleinere Hügel sind zu überqueren, jedesmal bietet sich eine tolle Aussicht. Allerdings ist es jetzt in der Mittagshitze recht anstrengend, auch das Wasser in meiner Aluflasche ist schon fast am kochen.
Das letzte Stück laufe ich auf einem staubigen Feldweg. Hinter einer Kurve taucht der zunächst sehr unscheinbare Tempel dann auf. Aber bei näherem Betrachten ist er dann doch einen Besuch wert. Sowohl innen in den Gewölben als auch aussen gibt es unzählige Buddhas und kleine Stupas. Insgesamt ist aber alles etwas verfallen.
 

Zurück durch ein anders Dorf laufe ich bis zum Mo Cherry Restaurant, wo ich auf der grossen Terrasse heute nachmittag der einzige Gast bin. Eine wirklich scharfe Nudel-Gemüse Suppe bringt mich nun endgültig ins schwitzen. Mit einer Dose Fantasy Orange kostet es mich teure 1500 Kt. Auf dem Weg zum Guesthouse komme ich am Krankenhaus vorbei. Wieder sitzen und stehen heute etwa 50 Leute im Vorgarten und warten auf irgendetwas. Ich bleibe stehen und erkenne eine Ärztin, die an einem kleinen Tisch sitzt und einzelne Leute aufruft. Sie schaut zu mir rüber und erklärt mir, dass dieses alles Malariapatienten aus der Umgebung sind die ihre Medikamentenration bekommen. Sie ist sehr beschäftigt, daher will ich sie nicht in ein langes Gespräch verwickeln.

Abends bin ich wieder mit Angelika und Albert im Mya Nan Thaingyi Guesthouse zum Essen. Für heute haben wir Hühnchen geordert. Wir bekommen wieder reichlich aufgetischt, jeder hat seine eigene Keule. Der Preis soll heute 5000 Kt sein, aber schliesslich einigen wir uns doch wieder auf 4000 Kt für drei Personen. Der Tochter ist die Geschäftstüchtigkeit ihrer alten Mutter sichtlich peinlich, sie bremst sie schliesslich etwas. Im Restaurant an der Hauptstrasse trinken wir noch ein Gläschen Myanmar Rum, dann wirds Zeit fürs Bett. Auch der zweite Tag in Mrauk U war sehr angenehm.


Sa, 6. Dez - Mrauk U

Wieder gibt es ein leckeres Frühstück auf dem Balkon. Von hier habe ich die ganze Strasse gut im Blick, ein perfekter Beobachtungsplatz. Ich mache einen kleinen Morgenspaziergang zu dem See hinter den Hügeln südlich von Mrauk U. Dort wird mit einem uralten Lkw Dieselmotor Wasser in ein höhergelegenes Reservoir gepumpt. In einem kleinen Vorort schwatze ich mit drei Mädchen an einem Verkaufsstand.Ich mache ein paar Fotos, nachdem sie mich auf meine Kamera ansprechen. Die Bilder werden nicht besonders gut. Dann hole ich meine Präsenttüte mit den kleinen Shampoo und Parfumproben raus. Die nachfolgenden Szenen sind schwer zu beschreiben. Ein grosses Gekreische beginnt und die Sachen werden mir fast aus der Hand gerissen, jeder möchte natürlich etwas haben. Die kleinen Kinder bekommen zum Schluss noch ein paar Comic-Sticker, dann gehe ich weiter. Auf dem Markt kaufe ich zwei Cassetten mit burmesischer Musik, eine Flasche Myanmar Rum und einen Shan-Bag. Ich komme bei einem interessanten Mann vorbei, der ganz in weiss gekleidet ist. Er trägt einen weissen Kinnbart und einen weissen "Turban". Scheint so eine Art Wunderheiler oder Medizinmann zu sein, vor ihm sind allerlei seltsame Wurzeln, Döschen und Fläschchen ausgebreitet. Die Mittagszeit verbringe ich mit Lesen auf dem Balkon.

Am Montag ist Vollmond. Ich habe erfahren, dass es bereits heute und morgen ein grosses Fest an einem Berg ausserhalb von Mrauk U gibt. Am Nachmittag nehme ich mir ein Fahrrad vom Guesthouse und mache mich auf den Weg zum Thin Kyat Mountain. Anstatt der angeblichen 15 km sind es höchstens 6 oder 7 km durch eine schöne Landschaft und auf einer einigermassen guten Strasse. Ich staune, wie viele Leute hier in beiden Richtungen unterwegs sind. Den Berg mit einem goldenen Stupa kann ich bereits aus der Ferne erkennen, verfahren ausgeschlossen. Später biege ich ab auf einen kleineren Feldweg. Am Fuss des Berges ist ein grosser Festplatz mit lauter Discomusik und einer Bühne. Es ist aber noch relativ wenig los hier. Für 100 Kt kann ich mein Fahhrad auf einem bewachten Parkplatz abstellen. Ich bekomme eine Pappmarke mit einer Nummer drauf. Zu Fuss mache ich mich auf den Weg zum Gipfel, zusammen mit vielen Anderen. Oben am Tempel herrscht viel Betrieb. Man kann Opfergaben kaufen, im Tempel beten, das Übliche eben. Auf dem kleinen, etwas höher gelegenen Nachbargipfel verbringe ich nun die Zeit bis zum Sonnenuntergang. Die Aussicht von hier oben ist faszinierend.

In der Abenddämmerung gehe ich wieder hinunter zur Festwiese. Hier geht es mittlerweile wesentlich turbulenter zu. Die Disco ist jetzt hinter grosse Zeltplanen verlegt worden, von aussen sieht es aus wie ein Labyrinth. Möglicherweise kostet es einen geringen Eintritt, die Planen sollen aber wohl auch vor den Blicken der Erwachsenen schützen. Immer mehr Leute setzen sich auf Decken vor der Bühne. Ich schätze, dass jetzt mehrere tausend Menschen auf dem gesamten Gelände sind. Neben der Bühne stehen grosse Lautsprecherboxen, traditionelle Musik wechselt sich ab mit Rockmusik von Santana und den Stones. Die Boxen geben ihr Letztes bei den übersteuerten Gitarrensounds. Es gibt unzählige Imbissbuden Teashops mit Plastikstühlen und fliegende Händler. Über offenen Feuern werden leckere Speisen zubereitet. Natürlich dürfen auch die üblichen Glücksspiele nicht fehlen. Um ein grosses Lotterierad mit Zahlen und Tiersymbolen haben sich viele Menschen versammelt. Mit Wurfpfeilen kann man auf Luftballons oder eine Zahlenmatrix werfen.

Die Show auf der Bühne beginnt nun mit Tänzerinnen, gefolgt von einer akrobatischen Tanzvorführung eines geschminkten Mannes. Dann noch einige Sänger und Sängerinnen, bevor die Rockmusik wieder aus den Boxen scheppert. Ich nehme noch einen kleinen snack und radle dann durch die tolle Fastvollmondnacht wieder zurück nach Mrauk U. Das Fest wird noch bis zum Morgengrauen weitergehen.


So, 7. Dez - Boot zurück nach Sittwe

Heute heisst es Abschied nehmen von Mrauk U. Für die Rückfahrt nehmen wir nicht das teure Expressboot, das ja gar nicht so express war. Ein gechartertes Boot für uns drei kostet nur 4$ pro Person, so bleibt uns auch das grosse und langsame Regierungsboot erspart. Auf unserem Boot gibt es sogar einen kleinen Imbiss, Bananen und Coffeemix. Während der fünfstündigen Fahrt geniessen wir die starke Morgensonne. Im Pribnce Guesthouse bekomme ich heute nur ein ganz kleines Zimmer. Mit Angelika und Albert gehe ich noch zusammen mittagessen in einem der Restaurants hinter dem Museum, dann kümmere ich mich erstmal um mein Flugticket für morgen. Unsere Hotelbesitzerin hatte mir bereits gesagt, dass der Flug ausgebucht sei. Das kleine Büro von Air Mandalay ist geschlossen, angeblich sind alle zum Tempel gegangen. Heute würde wohl niemand mehr kommen. Na toll. Ich gehe zum Palace Hotel und treffe Saw Lin Uu, den ich bereits vor enigen Tagen kennengelernt hatte. Ich soll morgen früh nochmal vorbeikommen, vielleicht könne man da noch was machen.

Erstmal Zeit für eine kühle Dusche und ein kleines Schläfchen. Abend gehen wir zum City Point Restaurant auf einen Drink und anschliessend zum Essen ins River Valley. Der Laden könnte auch in Kambodscha sein: Mehrere Sängerinnen abwechselnd auf einer Bühne und bunter, kitschiger Lichterschmuck im Garten. Das Essen ist ausgezeichnet. Mein Visum läuft in drei Tagen ab. Ob ich wohl morgen nach Yangon fliegen kann?      weiter 



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