Burma Trip 2003

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Die Kapitel dieses Reiseberichtes:
Kyaing Tong | Inle Lake | Overland | Pyay | Ngapali | Slowboat | Mrauk U | Yangon
 

TAUNGGOK, SLOWBOAT NACH SITTWE

So, 30. Nov - Taunggok

Nach dem wieder tollen Frühstück gehe ich kurz zum Strand. Die Morgensonne hat schon richtig Power. An der Rezeption hat man rausgefunden, dass wohl am Dienstag, also übermorgen, ein Slowboat nach Sittwe gehen soll. Langsam läuft mir die Zeit davon, aber das teure und grässlich klimatisierte Schnellboot will ich auf keinen Fall nehmen. Ich checke aus und nehme das nächste Pickup nach Thandwe. Der nächste Bus von dort fährt erst in 4 Stunden, das ist mir zu spät. Also laufe ich ein Stück über die Brücke an der Hauptstrasse entlang. Irgendwo da draussen soll ein Pickup gehen. Tatsächlich, nach zehn Minuten Laufen sehe ich, wie gerade ein vollbepackter, umgebauter Lkw losfahren will. Schnell rauf aufs Dach und los geht's. Jetzt merke ich wie schlecht die Strasse wirklich ist. So ein grosser Bus federt doch ne Menge weg und kann dazu noch schneller fahren. Aber diese Kiste scheint überhaupt keine Federung zu haben. An einer typisch burmesischen Baustelle müssen wir einen Moment warten. Immerhin gibt es hier eine Dampfwalze, ansonsten ist wirklich alles Handarbeit. Eine schöne Fahrt, allerdings nerven die zusammengebundenen Hühner etwas, die bei jedem Bremsen gegen meinen Rücken geschleudert werden. Die armen Tiere, aber bald stecken sie sowieso im Kochtopf.

Nach vier Stunden inklusive Mittagspause erreichen wir Taunggok. Das Royal Guesthouse ist nicht weit vom Busterminal. Ich nehme ein Einzelzimmer für 2500 Kt. Das hübsche junge Mädchen an der Rezeption spricht leider absolut kein Wort Englisch und auch sonst scheint sie nicht die Hellste zu sein. Okay, alles Weitere später, wenn der Manager wieder da ist. Wo mag wohl der Fluss sein? Ich laufe etwa 2 km weit die Hauptstrasse entlang und werde später nördlich davon fündig. Die Strasse läuft parallel zum Fluss, nur sieht man ihn von dort nicht. An einem Verkaufsstand erfrische ich mich mit einer kalten, roten Süssspeise, die den Jungs neben mir offensichtlich auch prima schmeckt. Der ganze Ort scheint von der Holzverarbeitung zu leben, über sehe ich Sägewerke und Tischlerwerkstätten. In einem Sägewerk gibt's etwas Stress, als ich ein Foto von den Leuten bei der Arbeit mache. Gibt's hier irgendwas zu verbergen? Kinder sehe ich hier keine arbeiten, aber das hier verarbeitete Tropenholz ist wahrscheinlich offiziell nie geschlagen worden. Ich laufe weiter am Fluss entlang, es gibt viele interessante Dinge zu sehen hier. Ich freue mich schon auf den Tag morgen.

Jetzt freue ich mich erstmal auf eine Dusche. Der Manager ist jetzt da. Als ich mich eingetragen habe, frage ich ihn nach dem Slowboat. "Slowboat is today, 6 pm". Schluck, es ist jetzt 17:15 Uhr. Was tun? Eigentlich perfekt, so kann ich 1-2 Tage sparen und Taunggok habe ich ja nun auch schon gesehen. Ok, also doch keine Dusche. Ein freundlicher Trishaw Fahrer fährt mich für 500 Kt unter vollem Einsatz die drei Meilen zum Hafen. Er sagt, dass Boot würde erst um acht losfahren. Um so besser. Ich kaufe am Hafen in einer kleinen Bude mein Ticket für 9$. Natürlich muss ich mit kleinen Scheinen bezahlen, sonst bin ich 1$ Trinkgeld los. Bekomme ich angeblich später in Sittwe zurück. Haha, ein guter Witz.... Die Regierungsjungs bekommen natürlich kein Trinkgeld. In einem kleinen Restaurant nehme ich schnell noch etwas fried rice und heissen Tee zu mir, soviel Zeit muss noch sein, dann gehe ich zum Schiff.

Was, dieser alte Rostkahn soll mich nach Sittwe bringen? Ich hoffe nur, dass er nicht zu weit aufs offene Meer rausfahren wird. Jedenfalls wird er für die nächsten zwei Tage und Nächte mein Zuhause sein. Das untere Deck ist schon gut gefüllt. Liegestühle sind auch keine mehr frei. Also lasse ich mich erstmal auf einer Holzplanke neben einer jungen Frau mit einem kleinen Kind nieder. Hier ist noch etwas Platz, vielleicht kann ich mich später etwas ausstrecken. Eine alte Frau fängt plötzlich ein wildes Palawer an und beginnt erst auf mich, dann auf alle Anderen einzureden. Was will sie nur? Schliesslich erklärt mir jemand vom Personal, dass ich hier nicht sitzen könne. Es sei wegen der jungen Frau, das kleine Kind hätte doch Angst vor mir und überhaupt sei es auch für mich zu gefährlich. Hä, wie bitte?? Na gut, soll er mir eben einen besseren Platz zeigen. Ich hab mir unten schon die Rohre zum Befestigen der Hängematte ausgeguckt, aber egal. Was, oben vor den Klos soll ich sitzen? Nein, hier ist es zugig und stinkt. Ohne mich. Also setzte ich mich demonstrativ wieder nach unten.
 

Kurze Zeit später bietet er mir oben so eine Art VIP Raum an, ich brauche auch für den Liegestuhl nichts zu zahlen. Etwa acht Leute sind hier bereits. neben einigen Männern noch ein Mönch und ein junges, molliges Mädchen, das wie eine Prostituierte geschminkt ist. Sie scheint irgendwie mit dem Mönch zu reisen... Ok, ich bleibe also hier. Das ist auch kein Fehler. Um 22 Uhr stehen wir immer noch im Hafen, draussen wird es jetzt recht kühl und feucht. Nach einiger Zeit findet sich auch etwas Platz für meine Beine zwischen den Liegestühlen. Alles schläft, nun gehen auch Generator und Licht aus. Totenstille an Bord. Auch die Karaokemusik draussen ist jetzt verstummt, es ist fast schon gespenstisch. Wenn der Mönch nur nicht so entsetzlich schnarchen würde...

Mo, 1. Dez - Ein Tag auf dem Boot

Eine halbe Stunde nach Mitternacht ertönt plötzlich das Horn. Die Motoren werden angelassen und es geht nun tatsächlich los. Ich schlafe den Rest der Nacht doch noch relativ gut. Die warme Jacke setze ich als Rückenpolster ein, hier drinnen ist es nicht so kalt. Gegen sechs Uhr setzt langsam etwas Hektik in der Kabine ein, als alle mit Waschen und Frühstücksvorbereitungen beginnen. Wegen meines etwas plötzlichen Aufbruchs in Taunggok habe ich keine Lebensmittel eingekauft. Am Heck des Bootes entdecke ich eine Garküche, wo über einem offenen Feuer gekocht wird. Für die Nudelsuppe komme ich zu spät, also nehme ich um zehn Uhr Reis mit Schweinefleisch zum Frühstück, dazu gibt es Suppe und grünen Tee. Nicht schlecht, nachdem der Tag mit einem herrlichen Sonnenaufgang angefangen hat (fast jeder Tag tut das, aber meistens verschlafe ich es).

Gegen zwölf legen wir das erste Mal an, wir sind nun bei Ramree Island angekommen. Vom Deck aus schaue ich einem Fischer auf seinem Boot bei der Arbeit zu. Der leicht angetrunkene Mann aus meiner Kabine lädt mich an Land zum Abschied in einen Teashop auf einen Coffeemix und ein Stück Kuchen ein. Er selber trinkt einen Tee und ein Glas Myanmar Rum. Nach etwa einer Stunde fahren wir weiter. Noch Zeit genug, um schnell ein paar Bananen und andere Snacks zu kaufen. Nun wird es langsam Zeit für ein Nickerchen in der Hängematte. Endlich kann ich das Ding mal wieder sinnvoll einsetzen. Ich entscheide mich für den Platz direkt über der Treppe zum Unterdeck. Da ist sowieso Platz und wenn ich falle, dann wenigstens richtig. Ich kann nur hoffen, dass die völlig verrosteten Haken und die Schweisspunkte noch ein wenig halten. Schade, dass es nachts so feuchtkalt wird, sonst wäre das der ideale Schlafplatz. Hängematten sind in Burma fast unbekannt, ganz im Gegensatz zu Kambodscha. Langsam werde ich zur Attraktion und zum Bordgespräch. "....der merkwürdige Fremde, der sich da in der Luft aufgehängt hat und ein Buch liest" oder so ähnlich. Im Laufe des Nachmittags kommt irgendwie jeder mal vorbei, um staunend zu schauen oder die Festigkeit meiner Aufhängung zu prüfen.

Die weitere Fahrt führt immer an der Küste entlang bzw. durch flussähnliche Zwischenräume der vorgelagerten Inseln. Endlose Mangrovenwälder wechseln sich mit Sumpfgebieten und kleinen Dörfern ab. Ich sehe Seezigeuner beim Kochen auf ihren schmalen Booten. Gegen 20 Uhr erreichen wir Minbyar, wo das Schiff bis zum nächsten Morgen festmacht. An Land gibt es ein paar kleine Restaurants, aber ich habe gerade auf dem Schiff etwas gegessen. Der Typ im weissen Hemd nervt etwas mit seinem Gequatsche. Er muss jedem seine Meinung sagen und ständig irgendwelche Anweisungen geben. Seine Einladung (falls es eine war) zum Essen lehne ich dankend ab. Die Nacht verbringe ich wieder in der Kabine. Es sind heute weniger Leute hier, daher kann ich auf dem Boden auf einer Bastmatte schlafen. Das ist hart, aber viel besser als die sch.... kleinen Liegestühle.

Di, 2. Dez - Ankunft in Sittwe

Die Nacht war stickig und warm, alle Fenster der Kabine waren zu. Nach der üblichen Katzenwäsche gibt mein eingekauftes Frühstück. Bananen und Kekse ist auch nicht so schlecht fürs Erste. Morgens ist es noch sehr nass, daher ist es oben auf dem Dach des Schiffes noch nicht so angenehm. Wir fahren um 7 Uhr wieder los, ich lese weiter in der Hängematte. Wieder geht die Fahrt heute durch kleine Flüsse und Mangrovenwälder. Ab und zu sieht man im Morgennebel Leute bei ihrer harten Feldarbeit. Teilweise müssen wir sehr langsam und mit viel Gehupe den dicken kahn durch die engen Kurven manövrieren. Die letzten beiden Stunden verbringe ich auf dem Dach. Pünktlich um 13 Uhr erreichen wir den Anleger in Sittwe.

Ich beschliesse, das Gewusel am Anleger schnell zu verlassen und verzichte auf alle mir angebotenen "Services". Ich gehe vom Anleger links und dann nach rechts die Hauptstrasse runter. Nach kurzem Fussmarsch bin ich beim Prince Guesthouse angelangt. Ich nehme das schöne Eckzimmer mit den beiden grossen Fenstern. Nach zwei Tagen auf dem Schiff ist das hier das Paradies. Ich geniesse die relativ saubere, grosse und angenehm erfrischende Dusche. Um 15 Uhr breche ich zu einer kleinen Erkundungsrunde durch den Ort auf. Sittwe ist mir auf Anhieb sympathisch. Die Menschen hier sprechen relativ gut Englisch und sind sehr hilfsbereit. Auf der Strasse gibt es viele nette smiles. Sittwe hat auch eine richtige kleine Uferpromenade, view point genannt. Dort stehen sogar einige Bänke und ich schaue den Fischerbooten zu, die jetzt gerade ihre Segel setzen. Ich komme am Markt vorbei und unterhalte mich mit einigen Würfelspiel-Zockern. Jetzt wird es langsam Zeit für etwas Essbares. Ich gehe zurück in das Viewpoint Restaurant, wo die netten Bedienungen alle an einem Tisch sitzen und quatschen. Die fried crispy noodles sind hervorragend. Auf meinem Weg zum Guesthouse entdecke ich auch das River Valley Restaurant etwas südlich des Uhrturms am Kreisverkehr. Es liegt in einem grossen Garten. Rote und weisse Tischdecken, sieht recht vornehm aus. Kann ich mir ja mal für die Rückfahrt merken, wenn ich wieder in Sittwe übernachte. An der Hauptstrasse find ich nach mehrmaligem Fragen schliesslich das Büro von Air Mandalay. Es hat nur ein winziges Schild direkt an der Hauswand. Einen Flug mehrere Tage vorher zu buchen sei nicht nötig, versichert man mir hier. Prima, dann kann ich meine Rückreise ja ganz flexibel und spontan planen.

Später am Abend gehe ich nochmal los. Ich will eigentlich noch etwas essen und lande schliesslich im "Valentines", einer seltsamen Bar mit Rotlicht, mehreren Fernsehern und lustig gekleideten Serviererinnen. Das Publikum besteht nur aus ziemlich verwöhnten und arroganten Jugendlichen. Zu essen bekomme ich auch nichts vernünftiges, also trinke ich nur etwas.      weiter 



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